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Bachelor – Ein Abschluss viele Zweifel

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Dies ist ist ein Gastbeitrag von Miriam Kühn.

Direkt nach dem Bachelor in den Beruf, das wollen die meisten Studenten der Hochschule Neu-Ulm (HNU). Doch fühlen sie sich nicht gut auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Auch Unternehmen sehen den Bachelorabschluss, nach Studien des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), eher skeptisch.

Die Unternehmen

Bildnachweis: © Gina Sanders – Fotolia.com

Vor 15 Jahren begannen Bachelor und Master das altbewährte Diplom und den Magister abzulösen. Schneller, vergleichbarer und praxisnäher sollte der Abschluss sein. Nach einer Studie des DIHK ist die Zufriedenheit der Unternehmen mit den Bachelorabsolventen in den vergangenen Jahren gesunken. Waren 2011 noch 63% der Betriebe zufrieden, sehen heute nur noch 47% ihre Erwartungen als erfüllt an. Vermisst werden meist soziale Kompetenz und Anwendungsorientierung. Masterabsolventen treffen hingegen die Erwartungen der Unternehmen weitaus mehr.
Zu einem anderen Ergebnis kam der Stifterverband der Deutschen Wissenschaft mit seiner Studie. Einstiegspositionen von Bachelor und Master unterscheiden sich hier nicht wesentlich. Daraus lässt sich schließen, dass der Bachelor ähnlich anerkannt ist wie der Master. Unternehmensberaterin und Bewerbungscoach Christine Klomann aus Ulm, äußerte, dass viele Unternehmen mit dem neuen System noch immer nicht vertraut sind. Der Ulmer Bewerbungscoach Philipp Uhlemann kann aus eigener Erfahrung nicht bestätigen, dass der Bachelor eine schlechte Akzeptanz bei Unternehmen findet. Wichtig sei, dass Bewerber und Job zusammenpassen. An der HNU kämen vor allem die technischen Schnittstellenstudiengänge am Arbeitsmarkt sehr gut an. Auch lobt er den hohen Praxisbezug der Hochschule, der durch Praxissemester und die verschiedensten Projekte gegeben ist. Unternehmen würden das sehr schätzen.

Das Studium

57% der befragten Bachelorstudenten der HNU fühlen sich nicht gut auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Die drei häufigsten Gründe sind das schnelle Vergessen des Gelernten, der oberflächliche Lerninhalt, sowie der geringe Praxisbezug. Trotzdem wollen nur 43% der HNU-Studenten noch einen Master machen. Am schwersten wiegen hier der Wunsch nach Praxiserfahrung und die Meinung, dass ein Master nicht viel an der beruflichen Situation ändern würde. 18% fühlen sich durch das Studium eher überfordert und 27% der Befragten hatten schon überlegt das Studium abzubrechen.
Laut einer Studie des Zentrums für Hochschulentwicklung ist der viel bemängelte, gewachsene Druck und die zeitliche Überlastung durch Prüfungen und Lernstoff durch den Bachelor subjektiv. Der Arbeitsaufwand sei nicht größer geworden. Unter Druck gesetzt fühlen sich die Studenten durch die Vielzahl von verschiedenen Themen, die sie innerhalb einer Woche bewältigen müssen. Abhilfe könnte hier eine Organisation der Lehrinhalte in Blockphasen schaffen. Bewerbungscoach Uhlemann ist der Meinung die straffen Studienpläne gingen zu Lasten der individuellen Entwicklung der Studenten. Aus diesem Grund sehe er es für angebracht die Strukturen des Bachelors ein wenig zu lockern. Auch Bewerbungscoach Klomann bemängelt die fehlenden Erfahrungen der heutigen Studenten, die eine Persönlichkeit formen, wie zum Beispiel durch eine ehrenamtliche Mitarbeit in einer studentischen Organisation oder einen interessanten Hiwi-Job. Ein weniger starres System könnte sicherlich Abhilfe schaffen. Da mangelnde soziale Kompetenzen eine der Hauptkritikpunkte an den Bachelorstudenten sind, ist dies ein möglicher Ansatz. Die Lehre an sich wird jedoch im Bachelorstudium nach Angaben des Zentrums für Hochschulentwicklung überwiegend gut bewertet. Aus diesem Grund sei das aktuelle Hochschulsystem ein Weg, den es sich lohnt weiter zu verfolgen. Auch wenn, ebenfalls nach Auffassung der Studie, eine Verbesserung im Hinblick auf Autonomie und Kreativität nötig ist.

Die Bewerbung

Die Bewerbung ist die erste große Hürde für den erfolgreichen Einstieg in das Berufsleben.
Laut Coach Uhlemann sorgen „Hard Skills“, wie gute Noten und Praktika für die Einladung zum Gespräch. Wurde diese Hürde genommen, ginge es darum sich interessant zu machen. Dies geschehe mit „Soft Skills“, wie Engagement und Eigeninitiative. Diese unterscheide die Bewerber voneinander. Er rät Studierenden vor dem Berufseinstieg ihre Soft Skills zu stärken und jede Möglichkeit für Erfahrungen in der Praxis zu nutzen. Für die Bewerbung generell gilt: Frühzeitig Hilfe zu holen, ist keine Schande. Denn auch wenn Bachelorstudenten fachlich sehr viel lernen, auf die Bewerbung werden sie in der Regel eher nicht vorbereitet, kritisiert Coach Klomann. Tipps von Experten können da sehr erfolgsführend sein. Laut Uhlemann müssen Absolventen in der Regel keine Sorge haben nicht genügend Praxiserfahrung mitzubringen. Jedes Unternehmen gehe davon aus, dass ein frischer Bachelorant mindestens ein Jahr braucht um sich einzuarbeiten. Für die erste Zeit im Beruf gilt das Motto „Praxis tanken“. Diese Zeit sei anstrengend und sollte auch als solche eingeplant werden, rät Diplom-Wirtschaftsingenieurin Klomann.

 

Miriam Kühn

Miriam Kühn

Miriam Kühn studiert im sechsten Semester Informationsmanagement und Unternehmenskommunikation an der Hochschule Neu-Ulm (HNU). Im Rahmen des Faches Journalismus schreiben die Studierenden derzeit einen Artikel für den HNU Campus Reporter Blog. Für Ihr Thema „Bachelor – Ein Abschluss viele Zweifel“ hat sie recherchiert und die Erfahrungen und Meinungen von zwei Bewerbungscoaches eingeholt.

 

Vielen Dank für diesen Gastartikel.

 

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem System Bachelor / Master gemacht? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar.

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