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Frauen in die Aufsichtsräte! Nur heißer Dampf oder hoher Wirkungsgrad?

Die Politik will durch Verordnungen die Anzahl von Frauen an der Spitze deutscher Unternehmen steigern. Denn im Vergleich zu anderen europäischen Ländern haben wir hier durchaus noch viel Potential. Auch in den Medien wird dieses Thema viel und kontrovers diskutiert.  

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Bildnachweis: © motorradcbr – Fotolia.com

Um dieses Ziel zu erreichen, möchte die Politik eine Frauenquote für Aufsichtsräte schaffen – ob freiwillig oder als gesetzliche Auflage ist offen. Nach Meinung der Politik ist dies der Hebel, dass mehr Positionen im mittleren und oberen Management von Frauen besetzt werden.

Wir hoch ist der Wirkungsgrad dieser Idee?

Ich verfolge schon lange und gebannt die Diskussion der Frauenquote für den Aufsichtsrat und frage mich: Was soll das bringen? Entweder habe ich hier einen wirklichen Denkfehler, oder es handelt sich bei diesem Thema einfach nur um heißen Dampf der Politiker, um die Gemüter zu beruhigen?

Zum Verständnis: Aufsichtsräte gibt es ausschließlich bei Kapitalgesellschaften (Aktiengesellschaften und GmbHs ab einer gewissen Größe). Sie leiten nicht, wie vielleicht manche meinen, das operative Geschäft einer Firma. Die Geschäftsleitung unterliegt bei Aktiengesellschaften (AGs) dem Vorstand, bei GmbHs der Geschäftsführung. Diese Geschäftsleitung hat wiederum Einfluss auf die Vergabe von Positionen im oberen Management und ggf. noch auf der mittleren Führungsebene. Ein Aufsichtsrat ist vom operativen Geschäft eines Unternehmens sehr weit entfernt, denn er hat die Aufsicht. Wichtig ist auch zu wissen, dass ein Aufsichtsrat je nach Unternehmensgröße bis zu 30% aus Arbeitnehmervertretern (Betriebsrat) bestehen kann. Darüber hinaus bestimmt der Aufsichtsrat einen Vorstandsposten in der Regel für die Dauer von 5 Jahren.

Wirft man einen Blick auf die aktuelle Besetzung der Vorstandsposten in deutschen Unternehmen, so erhält man auf der Suche nach Frauen quasi gähnende Leere. Wenn eine Frau in dieser Männerdomäne auftaucht, hat sie meistens den Vorstandsbereich „Personal“ unter sich. Ich höre immer wieder männliche Stimmen in Unternehmen: „Die Frau ist gut fürs Image und die Quote. Im Personalbereich geht es ja um Soft Skills und kaputt machen kann man dort auch nichts.“

Ist das nun alles heißer Dampf der Politik, oder habe ich einen Denkfehler in meinen Ausführungen? Diskutieren Sie mit, ich freue mich auf regen Gedankenaustausch!

Mein Vorschlag wäre: Einführung einer Frauenquote in der Vorstandsetage. Diese Frauen kennen auch den weiblichen Nachwuchs im Unternehmen und können so gezielt Einfluss auf die Besetzung von Posten in der oberen und mittleren Führungsebene nehmen.

 

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2 Gedanken zu „Frauen in die Aufsichtsräte! Nur heißer Dampf oder hoher Wirkungsgrad?“

  1. Liebe Tine, ein schöner Artikel.

    Da das Thema immer wieder diskutiert wird und sich erstaunlicherweise in vielen Artikeln eine Beschränkung auf Aufsichtsräte findet, habe ich noch mal -auf die Schnelle- nachgeschaut. Soweit ich weiß, will die EU die Frauenquote in Aufsichtsräten UND Vorständen. Das würde dann der von dir geforderten Nachhaltigkeit und Einflussmöglichkeit Rechnung und Zeitgeist tragen.

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/eu-plant-frauenquote-fuer-vorstaende-und-aufsichtsraete-a-860755.html

    Ich werde auch oft gefragt, was ich von der Frauenquote halte. Ehrlich? Als Frau finde ich es schade, dass wir nach Zeiten wie Emanzipation so etwas noch nötig haben. Da die Frauenquote inzwischen „nur“ noch für Vorstand und Aufsichtsrat gefordert wird, heisst es doch im Umkehrschluss, dass in den allermeisten Bereichen, auch im Führungssektor der Anteil von Frauen bereits Realität ist. Wenn es noch nicht ganz so ist, wie gewünscht, so boykottieren gerade Frauen das. Das ist sicher noch einmal ein Thema, das sich aufzugreifen lohnt, wieso Frauen, wenn sie Babies bekommen und wieder arbeiten gehen möchten, von Frauen! gefragt werden: „Wieso bekommst du dann überhaupt ein Kind?“. Da stimmt was nicht.
    Aber zurück zum Thema.

    Also schade auf der einen Seite, auf der anderen Seite, macht diese Diskussion aufmerksam, bringt das Thema ins Bewusstsein. Alles, was diskutiert wird, ist in der Realität angekommen und in diesen Fällen der krassen Minderbesetzung braucht es eben den Eingriff des Staates bzw. der EU. So gesehen finde ich es gut und bin sicher, dass wir in einigen Jahren darüber nicht mehr reden brauchen.

    Viele Branchen, techniklastige, Ingenieure, ect. wünschen sich sogar mehr Frauen, aber der Markt ist leer. Keine weiblichen Ingenieure da und keine männlichen :)

    Gisela Krämer

    1. Hallo Gisela
      vielen Dank für das Kompliment.
      In der Tat beziehe ich mich in meinem Artikel auf die rein deutsche Politik und ihre Konzepte. Das hätte ich in meinem Text deutlicher herausstellen müssen. Aber ich weiß, dass die EU in dieser Beziehung anders unterwegs ist. In der Regel schimpfen wir ja auf neue Gesetze der EU (Glühbirne, Kaffeemaschine usw.), aber in diesem Fall finde ich auch, dass dieses Konzept nachhaltig wäre.

      …also dann sehen wir mal, was noch kommt. Ich bleibe am Ball. :-)

      Schöne Grüße
      Christine

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